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Interviews mit Berufstätigen: Underwriter

Nach einem BWL Studium gibt es hunderte Jobmöglichkeiten. Von Marketing über Controlling bis Gesundheit gibt es viele Branchen, in denen Absolventen ihren Berufseinstieg finden und ihre Karriere starten. Aber wie genau sehen die Jobs nach dem Studium eigentlich aus? Was sind typische Erfahrungen und Berufswege? Wir haben bei Berufstätigen nachgefragt und hilfreiche Einblicke erhalten.

In diesem Interview berichtet Simon H., Underwriter bei der Hansekuranz Kontor GmbH & Co. KG, von seinem Berufsleben in der Versicherungsbranche und gibt super Tipps, wie man seine Studienwahl und das Studium erfolgreich gestaltet. Sein Kredo: Streng dich an!

Underwriter in der Versicherungsbranche

Simon H.

Dualer Bachelor BWL-Versicherung an der DHBW Karlsruhe

Underwriter bei der Hansekuranz Kontor GmbH & Co. KG

Underwriter
Underwriter
Lieber Herr H., Sie haben sich für ein mittlerweile stark nachgefragtes Studienmodell entschieden – das duale Studium. Wie kamen Sie dazu und warum sollte es BWL mit Schwerpunkt Versicherung sein?

Um den praktischen Bezug meiner Studien sicherzustellen und bereits früh Kontakte in die Wirtschaft aufzubauen, entschied ich mich letzten Endes für ein duales Studium.

Um in der heutigen Berufswelt einen gute, anspruchsvolle Stelle und langfristig tolle Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten zu bekommen, ist der optimale Einstieg in das Berufsleben ein kritischer Faktor. Denn hier werden die Grundlagen für den weiteren Karriereweg geschaffen. Da für mich bereits früh vor dem Abitur aufgrund persönlicher Präferenzen klar war, dass ich zukünftig in der Finanzdienstleistungsbranche arbeiten möchte, kam somit als Grundstudium nur ein BWL-Studium in Frage.

Um den praktischen Bezug meiner Studien sicherzustellen und bereits früh Kontakte in die Wirtschaft aufzubauen, entschied ich mich letzten Endes für ein duales Studium. Hierzu wird analog zu "normalen" Ausbildungswegen ein Unternehmen benötigt, welches den Studierenden anstellt, ihn den zu erlernenden Beruf als solchen bereits ausführen lässt und ihn darüber hinaus bei seinen weiteren Studien unterstützt. Aus meiner Sicht ergeben sich hieraus für beide Seiten außergewöhnliche Synergieeffekte. In meinem Fall handelte es sich bei dem Arbeitgeber um einen der größten Versicherungsmakler Deutschlands, über den ich auf diesem Wege in die Versicherungswirtschaft rutschte. Ich habe diesen Schritt bis heute nicht bereut.

Mittlerweile ist das Studium ein paar Jahre vorbei und Sie haben nach dem erfolgreichen Berufseinstieg Karriere gemacht. Was können wir uns unter Ihrer Berufsbezeichnung Underwriter vorstellen?

Gerade diese vielfältigen Aufgaben, das Schaffen von eigenen Inhalten und das Treffen von interessanten Entscheidungen, machen die Stelle des Underwriters aus meiner Sicht interessant und erstrebenswert.

Ein Underwriter im Sinne der Versicherungswirtschaft ist ein Mitarbeiter einer Versicherungsgesellschaft, welcher die Aufgabe hat, an ihn angetragene Risiken auf ihre generelle Versicherbarkeit innerhalb der eigenen Zeichnungsrichtlinien zu prüfen, wenn versicherbar zu bepreisen und ein Angebot zu erstellen.

Ich bin im konkreten Fall für eine Versicherungsgesellschaft tätig, die sich auf Lösegeld- und Entführungsversicherungen spezialisiert hat. Jeden Tag erhalte ich Anträge von möglichen Neukunden, die sich gegen die finanziellen Folgen einer Entführung, Erpressung oder Bedrohung absichern wollen, da sie in irgendeiner Form für solche Risiken exponiert sind. Meine Aufgabe besteht in erster Linie darin, die Unternehmensprofile der möglichen Neukunden zu durchleuchten und enthaltene Risikofaktoren zu identifizieren, zu analysieren und zu bewerten. Dies ist recht aufwändig, da kein Unternehmen wie das andere ist. Viele Faktoren sind sehr subjektiv und können nicht pauschal mit Eintrittswahrscheinlichkeiten belegt und bewertet werden. Fällt meine finale Bewertung negativ aus, so wird der Kunde vom Versicherer abgelehnt. Fällt meine Bewertung positiv aus, so liegt es an mir einen Preis in Form einer Versicherungsprämie festzulegen. Diese muss sowohl risikoadäquat, als auch marktgerecht im Vergleich zu Konkurrenzangeboten sein. Mein Aufgabenbereich beinhaltet darüber hinaus die Vertragsdokumentation, Rechnungslegung, das Schadenmanagement und die Produktentwicklung.

Die Dokumentationsaufgaben gehören naturgemäß zu den alltäglichen und weniger spannenden Aufgaben eines Underwriters. Hierunter fallen das Schreiben von Angeboten, Verträgen, Rechnungen und das Abarbeiten der täglichen Emails. Richtig interessant wird es bei der Risikobewertung der Neukunden und den mehr oder weniger regelmäßig aufkommenden Projektarbeiten wie dem Aufsetzen von Spezialkonzepten für besondere Risiken, oder der Produktentwicklung.

Bei der Risikobewertung von Neukunden kommt es wie bereits zuvor beschrieben besonders auf die subjektive Bewertung der Risikoprofile durch den Underwriter an, da hier seine ganze Erfahrung benötigt wird. Objektive Merkmalen könnten problemlos durch Software vollautomatisch ausgewertet werden. Subjektive Merkmale können jedoch nicht greifbar in Schadeneintrittswahrscheinlichkeiten bemessen werden und somit bewertet und bepreist werden, da sie z.B. unterschiedliche Qualitätsmerkmale aufweisen können. Für mich bedeutete dies besonders am Anfang viel Einarbeitungszeit um tatsächlich ein Gefühl für den Markt, die Versicherungsprodukte und das Preisgefüge zu bekommen.

Gleiches gilt für das Aufsetzen von Spezialkonzepten. Über solche Konzepte sollen Risiken (z.B. Firmen, Veranstaltungen, Einzelpersonen usw.) versichert werden, welche nicht in den Rahmen eines normalen Versicherungsproduktes passen. Diese Sonderrisiken erfordern in der Regel tiefgreifende Änderungen der bestehenden Versicherungsbedingungen und einer neuinterpretierten Preisfindung. Neben der Erarbeitung des eigentlichen Konzeptes im Rahmen der Möglichkeiten sind hier vor allem auch die involvierten Personen zu beachten (Versicherer, Kunde, Makler, sonstige Dritte), welche alle in diesen Prozess miteingebunden, koordiniert und austariert werden müssen. Denn jeder bringt natürlich seine eigenen Interessen und Ziele mit ein wenn es darum geht, die Versicherungsbedingungen zu verändern.

Zuletzt stellt die Neu- und Weiterentwicklung von Versicherungsprodukten einen nicht unerheblichen Teil der Arbeit eines Sachbearbeiters dar. Da alle Versicherer ständig darauf bedacht sind, ihre Produkte weiter zu entwickeln, sieht sich das eigene Unternehmen einem ständigen Anpassungs- und Innovationsdruck ausgesetzt. So müssen regelmäßig kleinere und größere Projekte aufgesetzt werden, welche das Ziel haben, das eigene Produkt zu stärken oder gar deutlich aufzuwerten. Zusätzlich muss ständig versucht werden, neue spannende Produkte zu erdenken und umzusetzen. Sei es, um mit Konkurrenten mitzuziehen oder um selbst etwas Neues zu schaffen. In beiden Fällen kann man sich selbst als Person sehr stark einbringen, viel für sich persönlich dazu lernen und tatsächlich etwas im Unternehmen bewegen.

Gerade diese vielfältigen Aufgaben, das Schaffen von eigenen Inhalten und das Treffen von interessanten Entscheidungen, machen die Stelle des Underwriters aus meiner Sicht interessant und erstrebenswert.

Wenn jetzt jemand sagt "Mensch, das klingt interessant, diesen Beruf will ich auch ausüben"– was raten Sie ihm/ihr?

Knüpfe Kontakte und erweitere sinnvoll dein Netzwerk, denn Business wird von Menschen gemacht!

Informiere dich darüber, welche Unternehmen die Stelle anbieten, welche du einmal besetzen möchtest und welche Auflagen bzgl. Ausbildung/Studium zu erfüllen sind. Absolviere evtl. bei einer oder mehrerer dieser Firmen ein Praktikum, um sicher zu stellen, dass der Beruf und die Stelle wirklich zu dir passen.

Wenn sich nicht gleich die Praktikumsmöglichkeit als Underwriter ergibt, dann versuch es zunächst als Sachbearbeiter in einem Versicherungsunternehmen oder bei einem Versicherungsmakler. Somit erkennst du ziemlich schnell, ob dir die Materie generell liegt. Kontaktiere die favorisierten Firmen persönlich und besprich mit ihnen, wie man zusammen dein Ziel erreichen kann. Viele Versicherer bieten von sich aus die Möglichkeit eines dualen Studiums an – der ideale Einstieg! Viele duale Universitäten bieten auch extra einen Tag der offenen Tür an, bei welchem interessierte junge Menschen und Vertreter der ausbildenden Unternehmen zusammen kommen und erste Kontakte knüpfen. Wer noch kein Unternehmen als Ausbildungspartner hat findet hier die ideale Plattform und kann gleich persönlich vorstellig werden.

Und wenn man mal im Studium ist: Streng dich an! Knüpfe Kontakte und erweitere sinnvoll dein Netzwerk, denn Business wird von Menschen gemacht! Motiviere dich selbst, in dem du dir regelmäßig dein höheres Ziel vor Augen führst und dich daran erinnerst warum du all diese Strapazen auf dich nimmst. Versteife dich jedoch nicht zwangsläufig auf dein Ziel, denn oft ergeben sich im Studium neue Perspektiven. Sei daher stets offen für neue Ideen. Hört sich vielleicht alles etwas abgedroschen an, aber es ist nun mal wahr.

Und zum Schluss noch die Frage nach Tipps für Studieninteressenten. Welche Fehler sollte man bei der Studienwahl vermeiden? Worauf sollte man unbedingt achten? Und ist ein duales Studium für viele Studieninteressenten zu empfehlen?

Wer sich von anderen in eine bestimmte Richtung schieben lässt, wird meiner Erfahrung nach niemals glücklich und letzten Endes auch nicht erfolgreich werden.

Grundsätzlich sollte man bei der Berufs- und Studienwahl ehrlich zu sich selbst sein und eine Richtung wählen, für die man selbst ernsthaftes Interesse mitbringt. Wer sich von anderen in eine bestimmte Richtung schieben lässt, wird meiner Erfahrung nach niemals glücklich und letzten Endes auch nicht erfolgreich werden.

Das Studium sollte nicht um seiner selbst willen angestrebt werden, sondern als Mittel zum Zweck dienen, um später den passenden Job zu bekommen. Soll heißen: Zuerst sollte man sich darüber klar werden, welchen konkreten Job man für sich selbst anstreben möchte und am besten schon gleich bei welcher Firma. Erst dann sollte man sich darüber informieren, welche Anforderungen hierfür gestellt werden und welches Studium zielführend ist. Das schafft Orientierung in den scheinbar unendlichen Möglichkeiten der heutigen Berufswelt.

Ergibt sich daraus, dass ein Studium notwendig ist, so sollte man zwischen reinem Theoriestudium und dualem Studium genau abwägen. Das duale Studium ist hart und man muss auf ein klassisches Studentenleben verzichten. Allerdings erhält man hier die Chance, gleich in das Berufsleben einzusteigen, sich zu profilieren und man kann unter Umständen gleich bei dem Wunschunternehmen arbeiten. Auch das monatliche Festgehalt ist natürlich nicht zu unterschätzen. Darüber hinaus sollte man keine Hemmung vor der Bewerbung in kleinen oder mittelgroßen Unternehmen haben. Diese bieten auf den ersten Blick vielleicht nicht so viele Leistungen und Diversifizierungsmöglichkeiten wie ihre großen Konkurrenten. Dafür hat man hier in der Regel von Beginn an mehr Mitsprachemöglichkeiten und flache Hierarchien. Und wenn das Unternehmen wächst und expandiert, so kann man diese Entwicklung selbst aktiv mitgestalten und schafft sich hierüber die eigenen Aufstiegsmöglichkeiten selbst.

Weiter sollte man sich keine Illusionen machen, gleich den perfekten Job oder Arbeitgeber zu finden. Viele Perspektiven oder Arbeitsfelder ergeben sich erst im Verlauf des Studiums oder später dem Berufsalltag. Bezeichnend hierfür ist meine eigene Geschichte: Während des ersten Semesters im dualen Studium sollten wir eine Studienarbeit zum Thema Versicherungen schreiben. Da mir die "normalen" Versicherungen zu langweilig erschienen und mir erst kurz zuvor während der Betreuung einer meiner Kunden ein Produktblatt zum Thema Lösegeld- und Entführungsversicherung in die Hände gefallen war, entschied ich mich dieses außergewöhnliche Produkt zum Thema meiner Arbeit zu machen. Auf diesem Weg entwickelte ich ein sehr ausgeprägtes Interesse und eine intensive Affinität für dieses ganz spezielle Produkt.

Nach Abschluss meines Studiums erhielt ich im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit die Kontaktdaten meines heutigen Arbeitgebers, als dieser sich als neuer Anbieter für diese Art der Versicherungsleistungen bei meinem damaligen Arbeitgeber vorstellte. Ein Jahr später gelangte ich aus eigenem Antrieb zu der Überzeugung, dass es Zeit war mich persönlich und beruflich weiter zu entwickeln und dass ich dies nur durch einen Wechsel des Arbeitgebers erreichen könnte. Da ich immer noch an der Lösegeld- und Entführungsversicherung interessiert war, holte ich die Kontaktdaten hervor und bewarb mich initiativ um die Stelle des Underwriters.

Ich hoffe ich konnte mit diesem kurzen Interview ein paar Unentschlossenen neue Impulse für ihre persönliche Entwicklung und ein paar Tipps mit auf den Weg geben. Vertraut stets auf euch und eure Fähigkeiten und lasst euch von niemandem sagen, dass etwas unmöglich sei. Denn wenn ihr ein konkretes Ziel habt und euch nicht unterkriegen lasst, dann könnt ihr dieses auch erreichen! Und das duale Studium kann der erste Schritt auf dem Weg zu deiner Karriere sein.

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