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Interviews mit Berufstätigen: Treasury-Managerin

Nach einem BWL Studium gibt es hunderte Jobmöglichkeiten. Von Marketing über Controlling bis Gesundheit gibt es viele Branchen, in denen Absolventen ihren Berufseinstieg finden und ihre Karriere starten. Aber wie genau sehen die Jobs nach dem Studium eigentlich aus? Was sind typische Erfahrungen und Berufswege? Wir haben bei Berufstätigen nachgefragt und hilfreiche Einblicke erhalten.

Für dieses Berufsinterview konnten wir Kathrin A. gewinnen. Sie ist Managerin Treasury bei der maxinginvest ag, der Dachgesellschaft der operativ tätigen Unternehmen Tchibo GmbH (100%) und Beiersdorf AG (Kontrolle von mehr als 50% der Stimmrechte). Als Managementholding überwacht und lenkt die maxingvest ag ihre Tochterunternehmen. Die maxingvest ag ist die verlässliche Basis, auf der die beiden Markenkonzerne die Entwicklung ihres operativen Geschäfts aufbauen können. Dabei geht es nicht um kurzfristige Gewinnmaximierung. Vielmehr garantiert eine langfristig angelegte Strategie die nachhaltige Wertsteigerung der Unternehmen. Hier kommt es wirklich auf die Fähigkeiten von Treasury-Managern an. 

Treasury-Managerin bei einer Managementholding

Kathrin A.

Duale Ausbildung zur Betriebswirtin im Außenhandel und anschließendes Berufsbegleitendes Business Administration Studium an der Avans+ Hogeschool in den Niederlanden

Treasury-Managerin bei der maxinginvest ag

Treasury-Managerin
Treasury-Managerin
Liebe Frau A., vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für einen Einblick in Ihren Beruf nehmen. Und direkt zu Anfang mal die Frage: Konnten Sie schon immer gut mit Geld umgehen?

Das ist natürlich eine gute Frage, gerade in diesem Job, wo man häufig gleich mit großen Summen arbeitet, an die man als Privatperson so schnell nicht gelangt. Rückblickend würde ich sagen, dass ich meine kleinen "Taschengeld- und später 400€ Job- Finanzen" immer gut im Blick hatte und auch gut mit Geld umgehen konnte. Es gab keine Kontoüberziehungen – wenn Sie das wissen wollten ;) – und das Taschengeld wurde immer gut angelegt (häufig gespart, aber auch gerne mal für zwei Kugeln Eis ausgegeben).

Kommen wir zu dem Zeitpunkt Ihrer Studienwahl: Als Sie sich im Jahr für eine duale Ausbildung mit BWL Studium entschieden haben, was haben Sie da erwartet? Und konnte das Studium dann auch im Rückblick die Erwartungen erfüllen?

Dieses praxisorientierte Lernen war für mich super, da es meine Motivation sehr weit und lange am oberen Ende hielt.

Mit der Entscheidung zur dualen Ausbildung mit BWL Studium erhoffte ich mir in erster Linie "realitätsbezogenes" Lernen und Wissen, sprich: mir war es sehr wichtig, gleich in der Praxis zu sehen, wofür man das Erlernte benötigt, ohne mit 500 Leuten in überfüllten Uni-Sälen sitzen zu müssen. Dieses praxisorientierte Lernen war für mich super, da es meine Motivation sehr weit und lange am oberen Ende hielt. Meine Erwartungen wurden in diesem Punkt erfüllt.

Zudem war mir wichtig einen BWL Background aufbauen zu können, in verschiedene Bereiche "reinzuschnuppern" und für viele mögliche Einsatzgebiete ein Basiswissen aufzubauen.

Sie haben schon seit Ende Ihres Studiums im Treasury gearbeitet und eine steile Karriere gemacht. Was können wir uns unter Ihrem heutigen Beruf vorstellen?

Ich fand die Treasury schon immer interessant und es macht mir viel Freude, in diesem Bereich zu arbeiten, da hier viel passiert und gesteuert wird, ohne das das operative Geschäft/Grundgeschäft eines Unternehmens gar nicht laufen würde.

Der Beruf und die Bezeichnung "Treasury" sagt vielen leider nichts. Dies ist wohl vor allem darauf zurückzuführen, dass der Bereich leider immer noch eine Nische darstellt bzw. zu wenig Beachtung – in meinen Augen leider auch bei großen Unternehmen – findet, im Gegensatz zur BWL beispielsweise.

Das Treasury in Unternehmen ist recht umfänglich, was die laufenden Themen angeht, jedoch klassisch in drei Bereiche aufgegliedert (das Front Office, das Middle Office und das Back Office), zu denen ich gerne eine Kurzbeschreibung inklusive Themenbearbeitung geben würde, um ein besseres Gefühl für diesen Bereich zu bekommen:

Front Office:

  • Gestaltung und Durchführung des Cashmanagements und Disposition der Bankkonten (tägliche Kontodisposition, Anlage/Aufnahme liquider Mittel bei Banken und den Konzerngesellschaften, Cash Pooling)
  • Handel von externen und internen Finanztransaktionen (Geldmarktgeschäfte, Devisengeschäfte inkl. Derivate, Zinsderivate, Wertpapiere, diverse Anlageinstrumente)
  • Fremdwährungs- und Zinsrisikomanagement (Analyse von Währungs-/ Zinskursentwicklung in Bezug auf das Unternehmen, Entwicklung geeigneter Absicherungsstrategien)
  • Asset Management: Anlage der Liquidität in operative und strategische Portfolien unter Einhaltung der genehmigten Asset Management Strategie und den Anlagerichtlinien
  • Bankensteuerung und Pflege der Geschäftsbeziehungen

Middle Office:

  • Finanzberichtswesen: periodische Erstellung von Standardberichten und ad hoc Auswertungen
  • Liquiditätsplanung im Konzern (Planung, Plan-Ist Abweichung + Erklärung)
  • Risikocontrolling: Erfassung, Beobachtung, Analyse, Quantifizierung und Überwachung aller finanziellen Risiken sowie Performance Messung gegenüber festgelegten Zielen
  • Beratung und umfassende Betreuung von Konzerngesellschaften in allen Finanzfragen, speziell Finanzierung (Eigenkapital / EK Erhöhung / Fremdkapital, intern oder extern)
  • Schnittstellenkoordination mit anderen Unternehmensbereichen
  • Planung des Finanzergebnisses und der Konzernliquidität
  • Begleitung von Projekten mit finanzwirtschaftlichen Aspekten

Back Office:

  • Steuerung und Abwicklung des Zahlungsverkehrs und Administration von Bankverbindungen inkl. Vergabe von Bankvollmachten
  • Betreuung der IT Systeme und Stammdatenpflege

In der Treasury ist man immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt und es tauchen diverse neue Themen auf, die es zu bearbeiten gilt:

  • Wie kann man Prozesse verändern/verschlanken/systemseitig/praktikabel darstellen, wenn immer Funktionstrennung und das 4-Augen-Prinzip gewährleistet sein müssen (daher auch die Aufsplittung in die drei oben genannten Bereiche)
  • Neue Anforderungen aus der Politik, wie z.B. EMIR (European Market Infrastructure Regulation) oder auch Dodd Frank, die im Nachgang zu der Finanzkrise 2008 entstanden sind, Bundesbankmeldungen
  • Steuerthemen aus Deutschland und anderen Ländern, in denen das Unternehmen tätig ist
  • Umsetzung von IT Anforderungen/Umgang mit System-Updates
  • Neue Reportinganforderungen
  • Umstellung auf das SEPA Zahlungsformat
  • Nach- /Verhandlung von Konditionen mit den Banken (z.B. beim Zahlungsverkehrt oder Cash Pooling)

Die Verantwortung, die jeder Einzelne hier in diesem Bereich trägt, ist ziemlich groß. Immerhin trägt man dazu bei, für den Konzern entweder Geld gewinnbringend (innerhalb des genehmigten Anlagehorizonts) anzulegen oder Geld bei Banken/im Finanzmarkt zu akzeptablen Konditionen zu beschaffen. Zudem werden sämtliche Zahlungen des Konzerns über die Treasury abgewickelt, ohne diesen Schritt würde kein Geld an Dritte oder auch nicht das eigene Gehalt fließen. Außerdem muss oft mit wenig "men power" eine ganze Menge bewirkt werden: Finanzierung des Konzerns, Betreuung der Tochtergesellschaften in allen Themen der Treasury, Zahlungsfreigabe, Risikokontrolling und und und, langweilig wird es also nie!

Ich fand die Treasury schon immer interessant und es macht mir viel Freude, in diesem Bereich zu arbeiten, da hier viel passiert und gesteuert wird, ohne das das operative Geschäft/Grundgeschäft eines Unternehmens gar nicht laufen würde. Zudem ist man die Schnittstelle zu vielen Abteilungen (Recht, Steuer, Unternehmensplanung, Accounting, Controlling, Unternehmensplanung) und Geschäftsführung. Hier fließen alle Fäden zusammen und es werden Entscheidungen direkt aus dem Vorstand/Geschäftsführung umgesetzt, genauso wie selbst eingebrachte Vorschläge.

Hier nur 2 kleine Beispiele:

  • Soll/muss eine Tochter eine Kapitalerhöhung bekommen? Wann/Wie hoch/in welcher Währung?
  • Überwachung, ob Zahlungen aus Ergebnisabführungs- oder Lizenzverträgen auch am vereinbarten Tag fließen bzw. hat die Tochter genügend Cash, um dieser Verpflichtung nachzukommen?
Wenn jetzt jemand sagt "Mensch, das klingt interessant, diesen Beruf will ich auch ausüben" – was raten Sie ihm/ihr? Wie sollte der Studienweg optimalerweise gestaltet werden? Ist BWL der richtige Grundstock?

Wer sagt "wirtschaftliche Zusammenhänge und aktuelle politische/wirtschaftliche Geschehnisse interessieren mich nicht" ist hier falsch.

Das ist eine knifflige Frage, da es in meinen Augen nicht den perfekten Weg gibt sondern viele Wege, um im Treasury zu landen.

Generell ist es gut, immer Augen und Ohren für mögliche Probleme / neue Anforderungen offen zu halten und sich entsprechend auch gleich zu fragen, was das heißen könnte (in Hinsicht auf Risikosteuerung, Zahlungen, Bilanziell, Finanzierung etc.) sowie Lösungen zu erarbeiten (wie kann ich ein Risiko ausschließen oder kann man es mit bestimmten Instrumenten nur minimieren, wie viel Aufwand bedeutet dies, ist es systemtechnisch darstellbar?).

Durch die Schnittstellenfunktion und in Bezug auf die vielen Einflüsse und unterschiedlichen Interessenlagen der mitwirkenden Abteilungen muss man immer das große Ganze im Auge behalten, als auch aus Unternehmenssicht das Beste für den Konzern herausholen (nicht immer kann man es daher jeder Tochter Recht machen, es zählt allein das, was den größten Nutzen für den Konzern hat).

Immer gut ist es, gerne im Team zu arbeiten, aber auch selbständig strukturell ein Thema von vielen Seiten beleuchten zu können, möglicherweise fehlendes Wissen oder Verständnis für die Sache auch erklärbar an Dritte weitervermitteln zu können und das Unternehmen in allen Interessenlagen nach außen hin vertreten zu können.

Wer sagt "wirtschaftliche Zusammenhänge und aktuelle politische/wirtschaftliche Geschehnisse interessieren mich nicht (Börsen, Fremdwährungskursentwickung, Zinsen, wirtschaftliche Entwicklung von Ländern und Wirtschaftsräumen )" ist hier falsch. Eine Ukraine Krise z.B. kann sehr wohl Einflüsse auf das Unternehmen haben (Zahlungsverkehrbeschränkungen, CDS von Banken schnellen in die Höhe, Geschäftspartner werden insolvent etc.), genauso wie ein FED Meeting (Sitzung der US Notenbank) oder die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft.

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