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Interviews mit Berufstätigen: Auditorin

Nach einem BWL Studium gibt es hunderte Jobmöglichkeiten. Von Marketing über Controlling bis Gesundheit gibt es viele Branchen, in denen Absolventen ihren Berufseinstieg finden und ihre Karriere starten. Aber wie genau sehen die Jobs nach dem Studium eigentlich aus? Was sind typische Erfahrungen und Berufswege? Wir haben bei Berufstätigen nachgefragt und hilfreiche Einblicke erhalten.

Im nachfolgenden Interview kommt Ronja R., Auditor Audit & Compliance bei einem internationalen Unternehmen in der Öl- und Gasindustrie, zu Wort. Sie berichtet von ihrem interessanten Berufsleben und hat auch Tipps für Studierende, die die gleiche Laufbahn einschlagen möchten. 

Auditorin/Prüferin in der Öl- und Gasindustrie

Ronja R.

Bachelor Betriebswirtschaft an der FHDW und Master Internationales Finanzmanagement an der Uni Halle/Wittenberg

Auditor Audit & Compliance in der Öl- und Gasindustrie

Auditorin
Auditorin
Liebe Frau R., vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für einen Einblick in Ihren Beruf nehmen. Als Sie sich im Jahr 2007 für ein BWL Studium entschieden haben, was haben Sie da erwartet? Und konnte das Studium dann auch im Rückblick die Erwartungen erfüllen?

Außerdem haben mich schon immer große Konzerne, deren Geschichte, Strukturen und Entwicklung interessiert.

Für mich stand schon sehr früh fest, dass ich in die Betriebswirtschaft will. Das lag sicherlich daran, dass am Mittagstisch häufig betriebswirtschaftliche Fragen diskutiert wurden, weil mein Vater und Bruder beide erfolgreich selbstständig sind. Der eine ist als Steuerberater und der andere mit Basisimpuls – als ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung – erfolgreich. Deshalb habe ich mich bereits nach der 10. Klasse dazu entschieden, auf das Wirtschaftsgymnasium zu wechseln und herauszufinden, ob mir die BWL liegt.

Außerdem haben mich schon immer große Konzerne, deren Geschichte, Strukturen und Entwicklung interessiert. Ich wollte wissen, wie man eine Idee groß und erfolgreich macht. Den Grundstein hierfür sah ich, neben dem Glauben an die Idee und dem Durchhaltevermögen, in der Betriebswirtschaft. Aus diesem Grund begann ich mein BWL Studium und wurde auch nicht enttäuscht. Mir wurde gutes Werkzeug zur Verfügung gestellt und habe gelernt, dieses durch einige Praktika in der Praxis zu nutzen.

Mittlerweile ist das Studium ein paar Jahre vorbei und Sie haben nach dem erfolgreichen Berufseinstieg Karriere gemacht. Heute sind Sie Auditor Audit & Compliance. Was können wir uns unter diesem Beruf vorstellen?

Das Spannende an jeder neuen Prüfung sind die vielen unterschiedlichen und länderübergreifenden Teams, die länderspezifischen Rahmbedingungen und Anforderungen sowie das Ineinandergreifen von juristischen und betriebswirtschaftlichen Sachverhalten und Fragestellungen.

Der Job als Auditor – Prüfer – ist sehr vielseitig aufgestellt und kann intern, innerhalb eines Unternehmens, wie extern, bspw. durch Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, ausgeübt werden. Beides sind sicherlich interessante Sichtweisen.

Als ich mich bewarb, wollte ich eigentlich zu einer externen Prüfungsgesellschaft, habe mich aber trotzdem auf interessante Revisionsstellen von Unternehmen beworben. Für mich stand fest, dass ich ins Audit will und dabei Reisetätigkeit, am liebsten im Ausland, haben möchte. Weitere Prioritäten hatte ich nicht, was die Sache vereinfachte. Schlussendlich entschied ich mich für den Job bei meinem jetzigen Arbeitgeber in der Öl- und Gasindustrie, welcher nochmal eine zusätzliche Seite des Audits beleuchtet – Joint Venture Audits.

In meinem jetzigen Job setze ich mich mit drei Arten von Prüfungen auseinander. Zum einen ist es die interne Revision, wo Prozesse durchleuchtet und hinterfragt werden, immer mit dem Ziel der kontinuierlichen Verbesserung der Geschäftsprozesse und der Effektivität von Risikomanagement, internem Kontrollumfeld und der Unternehmensführung. Zum anderen sind es Joint Venture Audits. Diese sind sehr spezifisch für die internationale Petroleumindustrie und machen den Schwerpunkt meiner Arbeit aus. Wenn wir an Öl- und Gaslizenzen interessiert sind, dann versuchen wir das Risiko zu streuen, indem wir uns Partner suchen, die mit in die Lizenz einsteigen. Jeder erhält dann einen prozentualen Anteil an der Lizenz und es wird ein Betriebsführer bestimmt, der die Verwaltung und Organisation übernimmt. Alle anderen Partner sind sogenannte Non-Operator, die das Recht haben beim Operator – dem Betriebsführer – eine Prüfung auf der Grundlage von Joint Operating Agreements vorzunehmen. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um eine Kostenprüfung. Das heißt, welche Kosten sind entstanden, wurden die Kosten richtig verteilt oder gehören sie eventuell auf eine andere Lizenz des Operators. Meistens wird diese Art des Audits alle zwei Jahre für eine Lizenz durchgeführt. Dann gibt es sogenannte Overhead Audits, wo die indirekten und allozierten Kosten geprüft werden, die nicht direkt nur einer Lizenz zugeordnet werden können.

Der Job bringt von Anfang an eine hohe Verantwortung und Selbstständigkeit in der Organisation und Durchführung der Aufgaben mit sich. Wir sind dafür verantwortlich, dass geplante Audits vor- und nachbereitet werden. Wenn wir eine Prüfung durchführen, dann meistens im Ausland wie Norwegen, UK oder Ägypten. Es stehen aber auch exotischere Orte wie Turkmenistan, Trinidad & Tobago oder Libyen mit auf dem Reiseplan.

Das Spannende an jeder neuen Prüfung sind die vielen unterschiedlichen und länderübergreifenden Teams, die länderspezifischen Rahmbedingungen und Anforderungen sowie das Ineinandergreifen von juristischen und betriebswirtschaftlichen Sachverhalten und Fragestellungen. Kein Audit gleicht dem anderen, wir müssen uns immer wieder auf die jeweilige Kultur und unterschiedliche Herangehensweisen einstellen.

Als Verantwortlicher einer Prüfung muss man das Team motivieren, organisieren und Ergebnisse erzielen. All das macht unheimlich viel Spaß und ist immer wieder aufs Neue herausfordernd. Dennoch hat auch dieser Job seine Schattenseiten. Durch die vermehrte Reisetätigkeit wird das private und auch soziale Leben in der Heimatstadt eingeschränkt, man kann nicht mehr an allen Geburtstagen, Familienfeiern, Einladungen von Freunden etc. teilnehmen und verbringt teilweise auch Wochenenden im Ausland. Am Anfang ist es spannend und aufregend, aber das ständige on tour sein ist eben auch anstrengend und kräftezehrend. Spätestens hier ist es enorm wichtig, einen Chef zu haben, der dies nachvollziehen kann und in der Prüfungsplanung berücksichtigt.

Das hört sich richtig spannend an! Wenn jetzt jemand sagt "Diesen Beruf will ich auch ausüben" – was raten Sie ihm/ihr? Wie sollte der Studienweg optimalerweise gestaltet werden? Ist BWL der richtige Grundstock?

BWL ist mit Sicherheit eine gute Grundlage für diesen Job und eine Spezialisierung auf Finanzen, Rechnungswesen, Controlling oder Revision nicht verkehrt.

Der Beruf des Auditors ist für jeden geeignet, der gerne mit komplexen Sachverhalten zu tun hat und diese hinterfragt. Außerdem sollte man, meiner Erfahrung nach, ein Gespür für Zahlen und Menschen besitzen. Man sollte eher extrovertiert sein und auf Menschen zugehen können, allerdings auch im richtigen Moment innehalten und zuhören können.

Eine natürliche Neugierde ist unabdingbar, weil es einem den Mut zu Fragen erleichtert. BWL ist mit Sicherheit eine gute Grundlage für diesen Job und eine Spezialisierung auf Finanzen, Rechnungswesen, Controlling oder Revision nicht verkehrt. Ich würde aber nicht behaupten, dass es zwangsläufig notwendig ist. Meine Praktika in den unterschiedlichsten Bereichen haben sicherlich dazu beigetragen, dass ich die Prozesse bspw. im Einkauf des Unternehmens besser verstehe und greifen kann.

Wahrscheinlich fällt einem der Job mit bereits vorhandener Berufserfahrung leichter, als wenn man direkt von der Uni als Prüfer einsteigt. Aber auch darin kann eine persönliche Herausforderung liegen.

Und zum Schluss noch die Frage nach Tipps für Studieninteressenten. Welche Fehler sollte man bei der Studienwahl vermeiden? Worauf sollte man unbedingt achten?

Es ist wichtig, immer mit offenen Augen zu gehen und hier und da den Mut zu haben, sich bietende Chancen wahrzunehmen.

Diese Frage finde ich schwer zu beantworten. Für mich stand nicht von vorneherein fest, dass ich in den Bereich Revision möchte und habe auch mein Studium nicht darauf ausgerichtet. Für mich war es immer nur wichtig, mir selbst treu zu bleiben und das zu machen, worauf ich wirklich Lust habe und hinter dem ich zu 100% stehen kann.

Im Nachhinein würde ich behaupten, dass ich mit dieser Einstellung keinen Fehler gemacht habe, auch wenn sich das während der Studienzeit teilweise anders angefühlt hat. Da kamen dann doch die einen oder anderen Zweifel auf, man hat sich und die Wahl des Studiengangs in Frage gestellt. Aber auch das gehört wohl zum Studienleben dazu. Es ist nur wichtig, darin nicht stecken zu bleiben, sondern immer weiter mit offenen Augen zu gehen und hier und da den Mut zu haben, sich bietende Chancen wahrzunehmen. Dadurch zeigt sich dann irgendwann der Weg auf, den man einschlagen möchte und mit dem man glücklich wird.

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